Kennt ihr das? Ihr malt euch die Sommer-Ferienzeit in den schönsten Farben aus: Morgens lange schlafen, gut gelaunt mit lecker Frühstück in den Tag starten, dann vielleicht an den See fahren und den Tag verplempern. Alle haben immer noch gute Laune. Die Kinder spielen allein oder gemeinsam. Es gibt keinen Streit. Den Abend lasst ihr im Biergarten mit Freunden oder bei einem gemütlichen Lagerfeuer ausklingen. Die Stimmung ist friedlich und kuschelig.
Ja genau so, male ich mir die Ferienzeit aus. Die Sommerzeit mit den nie enden wollenden Abenden. Mit der schönen Stimmung und der glücklichen, zufriedenen Familie. Mit den tollen Ausflügen, dem bilderbuchmäßigen Urlaub, den tollen Berg- und Seepanoramas oder dem gigantischen Meerblick.
In meinen Träumen sieht die so aus. In Wahrheit ist Ferienzeit-Sommer-Zeit bei uns aber Ruckelzeit.
Meine Kinder sind nämlich morgens in der Regel gegen 6:00/6:30 wach. Egal, wann sie ins Bett gegangen sind. Das gilt für die ganze Woche, außer an Tagen, an denen wir dringend los müssen. Und dann wird auch nicht gut gelaunt gefrühstückt sondern lautstark nach Kakao und Nutella gerufen. Und wir fahren auch nicht jeden Tag an den See oder in die Berge oder sonst wohin, weil sich hier ein Haushalt auch durchaus über einen gewissen Grad an Zuwendung freut. Oder die Erwachsenen in dieser Familie einfach arbeiten müssen.
Die Laune ist meistens auch eher durchwachsen, die beiden ärgern und streiten sich gerne zwischendurch, Tendenz steigend, weil sie zu viel und zu lange aufeinander sitzen.
Und unsere Abende sind auch mal so, mal so. Jedenfalls nicht immer heititei, Friedefreudeeierkuchen. Und auch nicht immer im Biergarten oder mit tollem Lagerfeuer. Oft gibt es Diskussionen und leichte Kämpfe, wenn es um die Bettgehzeit geht. Tägliches langes Aufbleiben und morgendliches frühes Aufstehen führt nämlich leider zu einer gänzlich ätzenden Stimmungsexplosion.
Kurzum: es ruckelt. Gewaltig manchmal. Aber, je länger ich darüber nachdenke – es ist einfach nur normal und menschlich. Keiner schafft es von heute auf morgen in einen Urlaubs-Ferien-Modus zu schalten. Schon gar nicht meine Kinder. Zu aufregend waren die letzten Schul- und Kindergartentage. Zu gefestigt ist der Rhythmus, schon in Fleisch und Blut übergegangen. Nach vollgestopften Wochen im Juli herrscht plötzlich gespenstische Leere und Langeweile. Das Umschalten fällt einfach schwer und braucht seine Zeit. Es ruckelt einfach. Es geht nicht auf Knopfdruck, neue Strukturen und Rituale müssen geschaffen werden. Alle müssen sich an einen neuen Rhythmus gewöhnen. Und das braucht Zeit.
Ich glaube hier wird uns auch einfach unglaublich viel von den sozialen Medien vorgegaukelt. Es ist einfach schön von dieser heilen, glitzernden Ferien-Sommer-Welt zu träumen, sich unglaublich schöne #morgenyogaamsee und #bestersonnenuntergangderwelt Fotos anzusehen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass das immer nur ein kleiner, feiner, bearbeiteter Moment ist.
Und so genieße auch ich die besonders schönen Ferienmomente, die es hier gibt und gestehe den Kindern und auch mir selbst diese Ruckelzeit zu. Und ich bin mir sicher, kurz vor die Schule wieder losgeht hat sich der Ferienrhythmus eingestellt :-).
Bis bald!