Manchmal hilft es ja, wenn man diesem aktuellen Wahnsinn mit irrem Gelächter begegnet.
Wir leben derzeit in einer Blase, einer filmreifen Blase. Schule, Arbeit, Haushalt, Kinder bespaßen. Alles will irgendwie erledigt werden, nichts scheint richtig glatt zu laufen aber alles findet zu Hause statt.
Aber auf meine beiden Superhelden ist Verlass. Immer. Von den beiden Superhelden hatte ich ja hier schon mal geschrieben. Meist ist es eine Mischung aus Action- und Romantikfilm. Oftmals auch Dramedy oder einfach unsere ganz persönliche, tägliche Seifenoper.
Intrigen, Machtspielchen, große Geschwisterliebe, Blödsinn – alles dabei. Und da wir ja gerade alle hier zu Hause hängen, beginnt unsere tägliche Seifenoper bereits in der Früh, wenn sich Superman und Superwoman zum Frühstück treffen. Der Streit von gestern Abend wurde vor dem Schlafengehen zwar geklärt und es wurde ewige Geschwisterliebe geschworen aber der Streit lässt sich trotzdem problemlos am Frühstückstisch fortsetzen. Das Publikum, also der Mann und ich sitzen mit verquollenen, müden Auge am Rande des Geschehens und harren der Dinge, die Seifenoper bringt.
Nächste Szene (wobei ich jetzt mal mindestens drei der vorhergegangenen Szenen mit viel Action und Drama überspringe), die Kamera schwenkt ins Home-Schooling-Klassenzimmer: Mein großer Superheld erledigt seine Matheaufgaben. Superwomen hat es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht, mit einem Feuerwehrman-Sam-Hörspiel, dass aber leider derart laut durch das Filmstudio, nämlich unserem kompletten Haus, schallt. Wie auf Knopfdruck schmeißt Superman seine Kopfhörer hin und jammert, brüllt und weint, dass er sich nicht konzentrieren kann. Superwoman erklärt sich solidarisch, will heißen, sie heult mit, dass sie sonst leider gar nichts hören kann und nichts darf und die Ärmste auf der ganzen Welt ist.
Das Publikum ist mittlerweile geschrumpft, der Mann hat sich auf den Weg in unser Arbeitszimmer gemacht und ich weiß noch nicht genau, ob ich lachen oder weinen soll und hole mir noch einen Kaffee. Popcorn wäre jetzt nicht schlecht. Aber meine Telco startet gleich. Ankündigung an die beiden Schauspieler ist erfolgt, ich brauche ein bisschen Ruhe. Sollte eigentlich funktionieren, zumindenst in meinem Drehbuch.
Nicht aber im Drehbuch der Superhelden. Da ist etwas mehr Action vorgesehen, nämlich singen und pfeifen während der Matheaufgaben und Toasbrot toasten, schmieren, mit Geschirr klappern und motzen, dass niemand hilft. Dass ich gerade Telco habe interessiert die Schauspieler nicht die Bohne, richtig. Zum Glück habe ich super liebe Kollegen und einen sehr entspannten Chef, die finden das sehr lustig. Ich auch, aber es driftet ab in dieses irre Gelächter.
Die ersten filmreifen Szenen sind also bereits am Morgen im Kasten. Nach einer Ansage meinerseits halten sich die Schauspieler jetzt zumindest bis mittags an das Drehbuch von Feldwebel Mutti.
Was nachmittags in unserer täglichen Dramedy-Seifenoper noch gecastet und gefilmt wird ist nicht immer ganz klar. Action, Wut, Tränen, Lachen, Schreien, Brüllen sind aber auf alle Fälle mit dabei und werden auf überzeugende Art in Szene gesetzt. Die Superhelden sind einfach Naturtalente.
Das Publikum, also der Mann und ich, stehen mal wütend, tobend, frustriert und mal lachend und glücklich am Rande dieser Seifenoper und versuchen, die von Schule und Beruf vorgegebenen Szenen umzusetzten und den Rest mit irrem Gelächter zu überstehen.
Manchmal haben wir übrigens noch mehr Publikum, Nachbarn nämlich, wenn die Szenen an der frischen Luft gedreht werden. Unsere Nachbarn sind alle super nett und nicht selten schicken sie ein herzliches Lächeln über die Straße. Ihr Blick sagt eindeutig: Wir haben auch unsere ganz persönliche Dramedy-Seifenoper.
Ich wünsche uns allen von ganzem Herzen, dass wir gemeinsam durch diese merkwürdige Zeit kommen, dass wir im Nachhinein über unsere Corona-Seifenoper lachen und erzählen können: das war anstrengend aber es gab auch viele schöne Momente. Weil uns das Drehbuch auch Szenen mit viel Liebe, Lachen, Geschwisterzusammenhalt, Familienzeit und Einheit geschenkt hat. Weil im Drehbuch auch steht, dass die Familie in solchen Zeiten das Wichtigste ist und gemeinsam alles schaffen kann.
Ich schlage jetzt eine neue Seite im Drehbuch auf und bin gespannt, welche Szenen heute im Kasten landen. Ich wappne mich schon mal, vorsorglich.
Bis bald!